3.9.06

Learning by doing oder übertanktes Kind scheut den Sprit

Der zweite Ausbildungsumlauf startete wunderbar.

Am ersten Tag flogen wir Frankfurt - Malta - Frankfurt - Sankt Petersburg.
Leider habe ich noch nie eine Übernachtung auf Malta gehabt, denn im Anflug kann ich mich an der Insel meist nicht sattsehen. Das ist zumindestens aus der Luft einfach ein sehr schönes Fleckchen Erde.
Am schönsten fand ich dann den Abflug über die Malta vorgelagerte Insel Gozo, die mit wunderschön schimmernden Buchten aufwarten konnte.
Leider war ich wegen der Ausbildung ein wenig beschäftigt, so daß ich keine Photos machen konnte.

Abends in Sankt Petersburg angekommen, ließen wir den Tag noch gemütlich im James Cook ausklingen. Ich glaube das Ding wurde nach einem Weltumsegler und Entdecker benannt, weil der Fußmarsch dorthin sich wie eine Weltreise anfühlte und es ähnlich schwer im Stadtgewirr von Petersburg zu entdecken war, wie die Cook-Inseln im Pazifik...

Am nächsten morgen reichte es dann leider nur noch für ein wenig Jogging (wer mich Unsportler kennt, weiß, daß es sich dabei mehr um leicht gesteigertes Fußgängertempo handelt...).

Und schon ging es weiter. Das Tagesprogramm Sankt Petersburg - Frankfurt - Prag - Frankfurt - Venedig

Bis zum zweiten Mal Venedig lief alles recht gut und mein Ausbilder schien mit mir im groben und ganzen zufrieden.
Vor dem Abflug nach Venedig wurde es dann hektisch. Es fehlten mehr als 50 Kreuzfahrgäste, deren Zubringerflug verspätet in Frankfurt ankam.
Da der nächste Flug erst am nächsten Morgen geht (wir waren der letzte Abendflug) und dann das Schiff sicherlich schon in den nächsten Hafen abgefahren wäre, wurde also entschieden zu warten.
Gleichzeitig war der Flug auch noch voll, weil einige Gäste den Vorflug verpasst hatten, womit wir nun überbucht waren...
Die Anrufe im Cockpit nahmen einfach kein Ende (Als Co hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt gemütlich auf meine Cockpitvorbereitung konzentriert und mir interessiert angesehen, was denn der "Alte" aus der Situation macht, aber jetzt war ich der "Alte"...).

Zwischendurch rief mir mein Ausbilder, der den FLug fliegen sollte, noch zu was er gerne Tanken wolle: 11 Tonnen.
Der Grund ist, daß in Venedig der Sprit teuer ist. Daher wird soviel wie möglich getankt, um ohne Auftanken weiterfliegen zu können.

Da ich noch mit den Telefonaten beschäftigt war, nickte ich nur kurz zustimmend.

Gerade als ich die Spritmenge in den Flugplan eintragen wollte, klingelte wieder das Telefon:
Der Dispatcher fragte, ob wir wriklich 11 Tonnen tanken wollten, denn dann müssten Fracht und Passagiere ausgeladen werden...
Zeitgleich hatte ich gerade den Flugplan hervorgeholt und das gleiche bemerkt:
Wir waren zu schwer!
Durch die zusätzlich an Bord befindlichen Gäste passte nur noch der Sprit Frankfurt Venedig und noch ein wenig mehr in die Tanks ohne das Maximalgewicht bei der Landung zu überschreiten. Dies wären 9 Tonnen.

Dummerweise war der Tanker auch noch extrem schnell im Betanken gewesen, sprich in den Tanks schwappten bereits 11 Tonnen, somit drei Tonnen zuviel...

Guter Rat war nun wirklich teuer: Wir mussten drei Tonnen Enttanken. Also wieder einen Tankwagen herzitiert und Sprit abgepumpt, Ansage in der Kabine gemacht...

Wir konnten von Glück im Unglück sprechen, daß wir sowieso noch auf die Kreuzfahrer warten mussten, denn sonst hätten wir allein durch den zusätzlichen Zeitaufwand des Enttankens schon Verspätung gehabt.
Als der letzte Kreuzfahrer am Gate angekommen war, war der Flieger schon um drei Tonnen leichter und es konnte losgehen...

Am nächsten Morgen zwinge ich mich, als alter Brunetti-Fan, noch nach Venedig zu fahren (das Hotel liegt in Mestre, außerhalb der Lagune).
Davon später mehr...